Idealismus, Kameradschaft und Zusammenhalt

Große Jubiläumsfeier: Seit 150 Jahren ist die Freiwillige Feuerwehr Bad Hindelang ein wichtiger Bestandteil in der Marktgemeinde

Bad Hindelang (dk). Als „denkwürdigster Tag im Feuerwehrwesen von Bad Hindelang“ seit der Gründung 1873 ist in der Vereinschronik der Freiwillige Feuerwehr Bad Hindelang der 30. Juni 1957 vermerkt: Die Freude über den Erwerb des ersten Tanklöschfahrzeugs ist groß und erhält deshalb in den historischen Aufzeichnungen eine besondere Erwähnung. Die Hoffnung des Vereins, das Tanklöschfahrzeug möge fortan zu einer wesentlichen Verstärkung der gesamten Ostrachtaler Wehren beitragen, bestätigt sich 1958. Der Katastropheneinsatz im unteren Hindelanger Ortsteil infolge eines heftigen Wolkenbruchs über dem Gebiet Hirschberg verlangt Mensch und Maschine der Hindelanger Wehr ebenso alles ab, wie der Großbrand eines privaten Anwesens in Tiefenbach. An diese und weitere Einsätze zuvor und danach wird die Freiwillige Feuerwehr Bad Hindelang zum 150-jährigen Bestehen 2023 an drei Tagen erinnern – am Freitag, 25. August, bei einem Festabend für geladene Gäste, am Freitag, 01. September, bei einen Partyabend sowie am Sonntag, 03. September, bei einem großen Feuerwehrfest mit Rahmenprogramm. Die September-Veranstaltungen finden rund um das Festzelt am Feuerwehrhaus statt.

 „Anderthalb Jahrhunderte Freiwillige Feuerwehr Bad Hindelang bedeuten für mich: 150 Jahre Idealismus, 150 Jahre Ehrenamt und 150 Jahre freiwilliger Einsatz für die Gemeinschaft. Die Gründung und Organisation 1873 war eine wahre Pionierleistung. Dass der Verein 150 Jahre später noch immer so viel Präsenz, Bedeutsamkeit und Wertschätzung in unserer heimischen Gesellschaft hat und nach wie vor ein wichtiger Bestandteil der Marktgemeinde ist, beeindruckt und freut mich sehr“, sagt die Bad Hindelanger Bürgermeisterin Dr. Sabine Rödel.

Die Gründung einer Feuerwehr für Bad Hindelang regt Bezirksfeuerwehrvertreter Max Hagenauer auf Erlass eines Aufrufes von Bürgermeister Michael Müller an. Der Aufruf richtet sich an die Bürger der Orte Hindelang, Vorderhindelang und Oberdorf. Am 4. Januar 1873 wird die Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Bad Hindelang bei einer Einwohner-Versammlung im Gasthaus „Sonne“ beschlossen. 121 aktive Mitglieder beteiligen sich daran – darunter sind „97 Mitglieder aus Hindelang und 24 aus Oberdorf“, wie der Chronist genau vermerkt.

Zum ersten Vorstand wird der Gastwirt der „Sonne“, J.A. Baader, ernannt. Der Kaufmann Leopold Eberhart wird sein Kommandant, zu Adjudanten werden der Fabrikant Joh. Baptist Wineberger und der Lehrer Carl Gruber bestimmt.

„Damals wie heute setzte sich die Freiwillige Feuerwehr aus allen Altersgruppen und Gesellschaftsschichten zusammen. Seit zwei Jahren sind darüber hinaus auch Frauen in das Team integriert. Gerade diese Vielfalt macht unser Vereinsleben und den Zusammenhalt aus“, sagt der Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Bad Hindelang, Christoph Wiedmann.

Direkt nach der Gründung 1873 übernimmt die Feuerwehr die zuvor gemeindeeigenen Requisiten – darunter eine alte Druckspritze, einen Spritzenschlitten, einen Reitsattel sowie 22 Feuerkübel aus Leder. Am 28. Juli 1873 rückt die Freiwillige Feuerwehr Bad Hindelang erstmals zu einem Einsatz aus – Grund ist ein Hochwasser des Steigbaches in Immenstadt, zu dem auch andere Wehren gerufen werden.

„Die gegenseitige Unterstützung und Nachbarschaftshilfe bei Einsätzen ist bis heute sehr groß. Dass wir die Feuerwehren aus der Region unterstützen und die Kameraden aus anderen Gemeinden uns, wann immer es notwendig ist, das ist eine Selbstverständlichkeit“, so Kommandant Christoph Wiedmann.

Im 20. Jahrhundert dezimieren zwei Weltkriege und die schwierigen Folgejahre die Zahl der Vereinsmitglieder ebenso wie den Umfang der Vereinskasse, der aufgrund der Inflation laut Chronik „teils völlig entwertet wurde“. Zehn Männer unter Vorstand Ludwig Haug bringen die Freiwillige Feuerwehr Bad Hindelang wieder auf Kurs und mit Veranstaltungen Geld in die Kasse. Dadurch konnte erneut eine schlagkräftige Wehr aufgebaut werden. Das Vereinsgeschehen lebt ebenfalls wieder auf. „Die Kameradschaft ist bis heute ein wichtiger Bestandteil unseres Vereinslebens – ohne Teamspirit geht es nicht“, so der stellvertretende Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Bad Hindelang, Johannes Scholl.

Zusammenhalt und Kameradschaft helfen der Feuerwehr auch bei schwierigen Einsätzen in der jüngeren Vergangenheit. Auf ewig in Erinnerung bleiben wird das Pfingstwochenende 1999: Extreme Niederschläge treffen zwischen dem 21. und 23. Mai auf bereits bis zum Anschlag gefüllte Bäche und wachsen sich zu einem Hochwasser aus, das es in 500 Jahren zuvor nicht gegeben hatte.

Die Freiwillige Feuerwehr Bad Hindelang ist mit mehr als 100 Einsatzkräften fast 40 Stunden ohne Pausen im Einsatz. Eine weitere große Herausforderung folgt sieben Monate später, als das Orkantief „Lothar“ dafür sorgt, dass aus besinnlichen Weihnachten nichts wird.

„Während andere feiern, übernimmt die Feuerwehr Organisations- und Logistik-Einsätze bei Festen und Veranstaltungen – auch das zeigt, wie wichtig die Feuerwehr für unsere Gemeinschaft ist. Die Marktgemeinde steht ohne Wenn und Aber hinter ihren Feuerwehren und wird auch in Zukunft alles daransetzen, dass dies so bleibt und unsere Wehren – im Rahmen unserer Möglichkeiten – optimal ausgerüstet sind. Denn eines muss klar sein: an der Sicherheit unserer Bürgerinnen und Bürger dürfen wir nicht sparen“, sagt die Bad Hindelanger Bürgermeisterin Dr. Sabine Rödel.       

Wie aktiv die Freiwillige Feuerwehr Bad Hindelang in den vergangenen Jahren war, unterstreichen diese Zahlen: Seit mehr als 20 Jahren regelt die Feuerwehr während des Hindelanger Erlebnis-Weihnachtsmarktes den Verkehr und war dafür zuletzt an zehn Tagen insgesamt 1.100 Mannschaftssunden im Einsatz. In Eigenregie errichteten die Floriansjünger einen neuen Feuerwehr-Stadel, halfen mit einem eigenen Stand beim Weihnachtsmarkt sowie bei der Mitgestaltung des Marktfestes mit und organisierten zur Information der Hindelanger Bevölkerung einen „Brandschutztag“. 

„Dank diesen Einsätzen konnten wir die Gemeinde bei der Anschaffung von Ausrüstung teilweise entlasten. Sie ermöglichten es uns zudem, weitere eigene Projekte umzusetzen, zum Beispiel die Renovierung des ‚Florians-Stüberls‘ samt Schulungsraum, die teilweise Beschaffung von Einsatzkleidung und Ausrüstung sowie die Ertüchtigung der Einsatzzentrale“, sagt der Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Bad Hindelang, Christoph Wiedmann und fügt hinzu: „Um die hohe Einsatzbereitschaft und somit den abwehrenden Brandschutz und die technische Hilfeleistung weiter sicherstellen zu können, sind wir ständig auf der Suche nach jungen motivierten Kameraden.“    

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